Homeoffice mit 2 anwesenden Kindern
Ein Selbstversuch voller Herausforderungen und neuer Erkenntnisse
Homeoffice ist eigentlich nichts Besonderes mehr. Viele Mütter können Arbeit und Familie nur so vereinen. Ich habe es 5 Tage mit meinen Kindern getestet und verrate euch, was alles schiefging. Am Ende steht die Erkenntnis, dass es darum geht, die eigenen Grenzen zu setzen.
Mama ist zu Hause – Kinder aber auch
Ich wollte meine täglichen 4 Arbeitsstunden in der Faschingsferienwoche von zu Hause aus erledigen. Mein 9-jähriger Moritz wird sich ja wohl mal 4 Stunden alleine beschäftigen können!?! Übungen fürs Schreiben und Lesen sollten rund 1 Stunde täglich ausmachen und den Computer wollte ich für ebenfalls 1 Stunde freigeben. Der Rest stand zum freien Spiel zur Verfügung. Das war der Plan.
Die Realität holte mich Montagfrüh ein
Mich traf der Schlag, als ich realisierte, dass am Rosenmontag und Faschingsdienstag der Kindergarten ebenfalls geschlossen war. So blieben ungeplant beide Jungs zu Hause und freuten sich auf Mama. Obwohl ich geduldig erklärte, dass ich arbeiten müsse, weil ich keine Ferien hätte, kam der 5-jährige Niklas trotzdem ständig an.
Darüber hinaus wurde ich durch permanentes Fluchen von Moritz gestört, der keine Lust hatte etwas für die Schule zu tun und der die Übungen aus dem Aldi-Deutschtraining 3. Schuljahr nicht kapierte. Das ist auch nicht so einfach – wenn man sich weigert die Aufgabenstellung zu lesen.
Ich rief innerlich den Notstand aus und erlaubte einen Film am Computer. Sogleich war beste Stimmung und die Kinder waren beschäftigt.
Die Arbeit war wieder gesichert, so sehr, dass ich automatisch deutlich länger gearbeitet habe, um die geplanten Aufgaben auch alle zu erledigen. Dadurch versäumte ich zu kochen, was wiederum sehr unleidliche Kinder am Nachmittag zur Folge hatte.
Planänderung mit neuen Regeln am Dienstag
Moritz durfte die Aufgaben überspringen, die er nicht verstand, damit er mich nicht ständig rief. Ich erhoffte mir davon 1 Stunde Ruhe an dieser Front, wurde jedoch immer wieder in Diskussionen verstrickt, ob es nicht schon genug sei. Derweil hatte Niklas zu nichts Lust und verteilte lediglich großflächig seine Spielsachen in der gesamten Wohnung.
„Mir ist laaaaaaaangweilig“, hing er ständig auf meinem Oberschenkel und jammerte: „Ich weiß nicht, was ich tun soll.“
Die Rettung kam von oben: Der Himmel klarte auf, Sonnenstrahlen hoben meine Stimmung: Ich schickte die Kinder nach draußen in den Sandkasten. Statt Obst am Vormittag gab es aus Zeitmangel Süßigkeiten. So war dann auch für gute 2 Stunden Ruhe und ich konnte arbeiten.
Den Zustand der Wohnung blendete ich aus. Das Mittagessen gab es erst am Nachmittag. Auf einmal lief es. Die Kinder waren glücklich und so arbeitete ich munter weiter und weiter und weiter.
Computer für Kinder: Fluch und Segen zugleich
Die letzten 3 Tage war ich mit Moritz alleine zu Hause. Die Zeit seines Lernens nahm dabei ab, die der Computernutzung dagegen zu. Ich weiß nicht, ob mir beim Diskutieren die Argumente ausgingen oder meine Nerven brach lagen. Tatsache ist: Ich knickte ein.
So konnte ich zwar ungestörter arbeiten, hatte aber ein schlechtes Gewissen. Statt ausgewogener Ernährung, Quality time mit Mama und Intensivieren des Schulstoffes standen Süßigkeiten, Computer spielen, YouTube und Chaos an. Sobald ich den Computer ausschaltete, wurde Moritz aggressiv und unzufrieden. Was blieb, war dicke Luft und eine chaotische Wohnung.
Arbeiten mit Kindern: alle sind unzufrieden
Für mich war das Arbeiten zu Hause mit Kindern sehr stressig, weil sie keinen 2-stündigen Mittagsschlaf mehr machen und keine Leseratten sind, die sich locker mal 3 Stunden mit einem Buch verkriechen. Meine Kinder wollten die Zeit mit mir verbringen, sie wollten meine Ansprache und meine Aufmerksamkeit.
Sie können sich sehr gut alleine oder miteinander beschäftigen, aber wenn sie dies tun SOLLEN, können sie es leider nicht.
Mein Arbeiten wurde permanent unterbrochen. Ich war sehr gereizt und habe viel geschimpft. Der Preis für mein Homeoffice waren Chaos und deutlich mehr Computernutzung der Kinder als ich wollte. Hinterher waren die Kinder und auch ich unzufrieden. Dazu kommt, dass ich statt täglich 4 mindestens 6 Stunden gearbeitet habe, um die Unterbrechungen auszugleichen und weil ich dann jede freie Minute – auch am Nachmittag – genutzt habe.
Mein Fazit: Grenzen setzen, um sich selbst zu schützen
Ich habe in dieser Woche zu wenig Grenzen gesetzt. Da meine Arbeitszeiten wöchentlich wechseln und weder meine Chefs noch meinen Kollegen wissen, wann ich im Homeoffice anfange und wann aufhöre zu arbeiten, liegt es an mir, dies deutlich zu kommunizieren.
Ich hätte nachmittags keine E-Mails lesen und bearbeiten, nicht ans Telefon gehen, nicht weiter am nächsten Blog-Artikel feilen müssen und auch nicht um 21:00 Uhr noch per Facebook-Chat Statements für den Blog-Artikel am nächsten Tag besprechen müssen. Eigentlich hätte ich da nämlich schon längst Feierabend gehabt.
Mein Tipp für alle Mütter, die die Ferien der Kinder ebenfalls durch Homeoffice mit Kindern überbrücken wollen/müssen: Kommuniziert deutlich eure Verfügbarkeit, versucht die Kinder mal für 2 Stunden bei Großeltern, Freunden, Nachbarn, etc. unterzubringen und nehmt euch nach der Arbeitszeit bewusst Zeit für eure Kinder. Dann sollte es auch mit dem Homeoffice inklusive Kindern klappen.
Die Welt veröffentlichte im Februar 2017 einen interessanten, aber ebenfalls ernüchternden Artikel zum Thema Arbeiten von zu Hause mit Ergebnissen der Studie: „Arbeiten jederzeit und überall: Auswirkungen auf die Arbeitswelt“.
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