Integrität im Job – ein Karrierevorteil?!

Was verbirgt sich dahinter und wie wird man integer?

Integrität – Hand aufs Herz: Weißt du ganz genau, was das bedeutet? Loyalität, Ehrlichkeit und Diplomatie werden von vielen Menschen damit in Verbindung gebracht. Da ist ein bisschen Wahrheit dran, aber das ist längst keine umfassende Erklärung. Dabei ist Integrität gerade im Job ein Erfolgsfaktor, der sowohl für Mitarbeiter als auch für Führungskräfte über Karrieren mitentscheiden kann.

Was macht einen integren Menschen aus?

In erster Linie sind es Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit, Authentizität und Unbestechlichkeit. Hinzu kommen fest im Menschen verankerte Werte, hinter denen eine integre Person steht. Wer Prinzipien und Werte quasi als Richtschnur für seinen Umgang mit anderen Menschen hat, lässt sich nicht von Verlockungen oder äußeren Einflüssen leiten. Man bleibt ihnen treu, selbst wenn man einen persönlichen Vorteil vom Abweichen seiner Prinzipien und Werte hätte.

Wer integer ist, lebt seine Werte und Prinzipien.

Als integrer Mensch steht das Normen- und Wertesystem im Einklang mit dem, was man sagt und wie man handelt. Nur wenn das Verhalten die eigenen Maßstäbe, Überzeugungen und Wertvorstellungen widerspiegelt, ist man integer.

Bedeutung im Arbeitsleben

Integrität erfordert Rückgrat. Gerade in Krisensituationen oder bei Konflikten wird Integrität schnell zur persönlichen Herausforderung. Ein integerer Mensch bezieht gemäß seiner Werte und Prinzipien Position – im Zweifelsfall auch gegen den Mainstream und im Arbeitsleben auch mal gegen Kollegen, Vorgesetzte oder Mitarbeiter.

Du bist nicht integer, wenn du dich bei der Arbeit z. B. so verhältst:

  • Schlechte Planzahlen und Prognosen werden frisiert bzw. geschönt.
  • Bei falschen Beschlüssen oder Anweisungen legst du, trotz besseren Wissens, kein frühzeitiges Veto ein.
  • Du nimmst offensichtliche Fehlentscheidungen einfach hin, ohne auf den Fehler und seine möglichen Folgen hinzuweisen.
  • Unangenehme Wahrheiten zu verkünden, danke nein. Davor drückst du dich, auch wenn du sie eigentlich sagen müsstest.
  • Du informierst deinen Chef nicht, wenn du  massiv überlastet bist, aus Angst, es könnte dir negativ ausgelegt werden.

Warum fehlt es so vielen an Integrität?

Im Arbeitsleben kommt es häufig vor, dass sich Kollegen, Mitarbeiter oder Vorgesetzte mehr oder weniger offensichtlich durch fehlende Integrität auszeichnen. Die oben genannten Verhaltensweisen sind im Alltag somit leider sehr präsent. Die Gründe für ein solches Verhalten sind dabei durchaus vielfältig. Beispielhaft soll hier auf drei Punkte eingegangen werden:

  • Egoismus: Das eigene Karrierestreben überwiegt. Fehler oder Schwierigkeiten bei der Arbeit behindern dabei. Es geht nicht um dem Unternehmens- bzw. Teamerfolg, sondern um die Erreichung persönlicher Ziele.
  • Schutz anderer: Oftmals handeln Personen nicht integer aus falscher Rücksichtsmaßnahme z. B. gegenüber Kollegen. Sie verschweigen deren Fehler und Unregelmäßigkeiten und beschönigen stattdessen die Situation.
  • Angst: Die Betroffenen fürchten sich davor schlechte Nachrichten, Schwierigkeiten bei einem Projekt oder schlechte Arbeitsergebnisse (selbst wenn sie unverschuldet sind) dem Chef mitzuteilen. Damit wollen sie vermeiden, als Überbringer der unguten Nachrichten den Zorn bzw. den Unmut des Chefs auf sich zu ziehen.

Integrität ist eine Frage der Persönlichkeit

Es erfordert Stärke, innere Unabhängigkeit und Mut immer die eigenen Werte zu leben und dahinter zu stehen. „Belohnt“ wirst du dafür mit dem guten Gefühl authentisch zu sein und mit dem Respekt vieler Mitmenschen. Du musst dich nicht verstellen. Das spart viel Energie, die andere aufwenden müssen, um etwas anders zu machen, als es ihre Empfindung sie sonst tun lassen würde. Auch Ausreden oder gar Lügen entfallen. Du bist du. Das ist viel und fühlt sich verdammt gut an.

Falschsein führt immer zu Problemen, auch im Job

Bist du unehrlich, falsch und handelst stets ausschließlich zu deinem Vorteil, dann machst du dich auch angreifbar. Du hast die berühmt-berüchtigten Leichen im Keller. Das gibt dir – zumindest unterschwellig – ein mulmiges Gefühl und kostet Kraft, die dir an anderer Stelle fehlt. Wer lügt, belügt letztendlich auch immer sich selbst.

Wenn deine Vorgesetzten dahinterkommen, dass du z. B. Sachverhalte verschwiegen oder beschönigt hast, ist das Vertrauensverhältnis mindestens belastet. Je nach Schwere auch mehr. Für deine Karrierepläne wäre das auch nicht gerade förderlich.

Ein Karrieresprung bedeutet auch immer mehr Verantwortung und ob man die jemandem überträgt, der immer nur seinen eigenen Vorteil im Blick hat und dem man nicht 100% vertraut, ist fraglich.

Vorteil im Job?

Integrität erleichtert den eigenen Karriereweg, auch wenn leider noch immer Menschen rumlaufen, die meinen mit Ellbogen besser voranzukommen. Aber mit ausgefahrenen Ellbogen bleibt man einfach irgendwann auch mal hängen. Schließlich gehen wir auch im Berufsleben nicht nur durch Triumphbögen, sondern auch durch schmale Gänge. Und das tut dann mit ausgefahrenen Ellbogen weh. Mancher lernt aber nur so.

Lebst und handelst du dagegen integer, musst du dich zu keinem Zeitpunkt verstellen und beispielsweise Wahrheiten verschweigen. Das macht dich weitaus weniger angreifbar und du musst nie Angst haben, aufzufliegen und durchschaut zu werden. So gesehen lebst du mit Integrität als Tugend grundsätzlich freier. Dies gilt ganz besonders fürs Berufsleben, wo Neider oft nur auf eine Change warten, wo sie einem an den Karren fahren können.

Integrität schafft Vertrauen bei den Mitarbeitern

Gerade bei Menschen in Führungspositionen nimmt Integrität eine wichtige Rolle ein. Wenn du als Vorgesetzter als integer giltst, genießt du das Vertrauen von anderen und beweist Charakterstärke. Du bleibst in schwierigen Situationen standhaft, zeichnest dich durch innere Stärke aus und lebst dabei deine Werte und Prinzipien.

Integrität lässt sich bei einer Führungsposition aber nicht nur am Führungsverhalten sowie am Umgang mit herausfordernden Situationen erkennen. Auch die Qualität der Beziehungen mit anderen Entscheidungsträgern, Mitarbeitern, Lieferanten oder auch den jeweiligen Geschäftspartnern liefert klare Hinweise auf das Vorhandensein von Integrität.

Dabei gilt: Wenn du integer bist, ist auf dein Wort oder eine einmal getätigte Zusage Verlass. Du stehst zu deinen Überzeugungen. Führungskräfte, die dies beherzigen, strahlen Authentizität aus, genießen Vertrauen und Respekt. Damit wirkt sich ein solches integres Verhalten auch grundsätzlich positiv auf die Mitarbeiter und damit auch auf das Unternehmen insgesamt aus.

Als integrer Chef gehst du mit gutem Beispiel voran und bist ein wirkliches Vorbild für sie. So wissen sie, wofür du als Vorgesetzter stehst. Dies schafft ein hohes Maß an Vertrauen. Dadurch wird es auch leichter, Ergebnisse und Verantwortungen einzufordern sowie Aufgaben zu delegieren.

Bist du integer?

Um zu einem integren Menschen zu werden oder aber seine Integrität weiterhin zu bewahren, musst du dir erstmal über deine Ziele, deine Überzeugungen und Wertvorstellungen klar werden. Anhand folgender Checkliste kannst du ganz einfach herausfinden, wie es aktuell um deine Integrität steht:

Was sind meine Werte und Prinzipien, wofür stehe ich?
Trete ich dafür auch ein, selbst bei „Gegenwind“?
Handel ich im Einklang mit meinen Überzeugungen?
Bin ich anderen ehrlich gegenüber, auch in schwierigen Situationen?
Halte ich mich an Versprechen, die ich anderen gegeben habe?

Eine kritische Selbstreflexion ist hier der erste Schritt in die Richtung zu einem selbstbestimmten und innerlich von anderen unabhängigen Leben. Veränderung ist leichter als man denkt. Man muss einfach mit kleinen Schritten beginnen. Die Beschäftigung mit Integrität wird dazu führen, dass man integre Menschen auf einmal bewusst wahrnimmt.

Schritt für Schritt lassen sich alte Verhaltensweisen über Bord werfen und immer stärker die zuvor überlegten Wertvorstellungen und Ziele auch im Alltag umsetzen. Wer immer seinen Mund gehalten hat und seine Meinung erst im Nachhinein bestimmten Personen erzählt hat und auf einmal offen Stellung bezieht, der wird sicher auch mal auf Gegenwehr stoßen. Letztendlich wird er sich aber gut fühlen, weil er mit sich im Einklang handelt. Und das Umfeld weiß so endlich, wofür die Person steht. Wer erstmal kleinere Brötchen backen will, der kann aber auch erstmal Büropflanzen anschaffen. Die können die Gesundheit fördern, tun der Seele gut und verbessern auch das Betriebsklima.